Oktober 12, 2025

Die vergebende Gnade zu Golgatha

Passage: Lukas 23:33-43

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Möge der Name des Herrn, möge der Name Jesu Christi verherrlicht werden. Schlagen wir den Text für die heutige Predigt auf, Lukas, Kapitel 23, und lasst uns die Verse 33 bis 43 lesen. Lukas 23, die Verse 33 bis 43.

„Und als sie an den Ort kamen, der Schädelstätte genannt wird, kreuzigten sie dort ihn und die Übeltäter, den einen zur Rechten, den anderen zur Linken. Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Sie aber verteilten seine Kleider und warfen das Los darüber. Und das Volk stand und sah zu. Es höhnten aber auch die Obersten und sagten: Andere hat er gerettet, er rette sich selbst, wenn dieser der Christus Gottes ist, der Auserwählte. Aber auch die Soldaten verspotteten ihn, indem sie hinzutraten, ihm Essig brachten und sagten: Wenn du der König der Juden bist, so rette dich selbst. Es war aber auch eine Aufschrift über ihm in griechischen und lateinischen und hebräischen Buchstaben: Dieser ist der König der Juden. Einer der gehängten Übeltäter aber lästerte ihn: Bist du nicht der Christus? Rette dich selbst und uns. Der andere aber antwortete und wies ihn zurecht und sprach: Auch du fürchtest Gott nicht, da du in demselben Gericht bist. Und wir zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind, dieser aber hat nichts Unstatthaftes getan. Und er sprach: Jesus, gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst. Und er sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir, heute wirst du mit mir im Paradies sein.“

Lasst uns beten.

Unser Vater im Himmel, gnädiger und barmherziger Gott. Wenn wir solche Verse lesen, wenn wir diesen Text sehen, kommen wir nicht aus dem Staunen heraus. In dem finstersten Moment der Weltgeschichte, wo die Schöpfung sich gegen den Schöpfer zusammenschließt, wo sich Geschöpfe gegen den, der sie geschaffen hat, durch den sie geschaffen worden sind, zu dessen Ehre sie geschaffen worden sind, ihn lästern sie, ihn verspotten sie, ihn töten sie. Vater, was ist die Antwort auf so eine Finsternis? Was ist die Reaktion auf diese Boshaftigkeit? Vater, wir sehen deinen Sohn, wie er an diesem Kreuz hängt. Wir sehen ihn in all seinem Leid, seinen Schmerzen, seiner Qual, wie er betet, wie er zu dir gebetet hat: „Vater, vergib ihnen.“ Vater, wir sehen deinen Sohn gekreuzigt zwischen zwei Räubern und Übeltätern, die ihn gelästert und geschmäht haben. Aber wie zu einem dieser Räuber er am Ende sagt: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Vater, wir sehen diese Worte und sie sind für uns unbegreiflich. Es ist nicht nachvollziehbar, wie jemand so auf so eine Bosheit, auf so eine Niederträchtigkeit, in so einer Qual so reagieren kann, wie es dein Sohn getan hat. Es ist für uns nicht nachvollziehbar, es ist unverständlich. Und doch sehen wir es hier. Und so bitten wir dich: Schenke doch heute die Kraft, deinen Sohn zu sehen. Schenke doch heute und öffne doch heute unsere Augen, sodass wir Jesus Christus erkennen mögen. Mögen wir ihn erkennen in all seiner Schönheit, in all seiner Herrlichkeit, in all seines göttlichen Wesens, das uns hier präsentiert wird. Öffne unsere Augen, seine Barmherzigkeit zu sehen, seine Gnade zu sehen, seine Vergebung zu sehen für seine Widersacher. Vater, ich bitte dich, segne diese Zeit, wo dein Wort verkündigt wird, sodass wir wachsen mögen in der Erkenntnis Christi, seiner Liebe, die allen Verstand übersteigt. Wir bitten dich, verherrliche dich in dieser Stunde. Amen. Amen, setzt euch gerne.

Die letzten Worte eines Menschen können manchmal sehr viel über ihn aussagen. Vor einigen Jahren haben wir im Rahmen einer Jugendgruppe und im Rahmen einer Andacht habe ich mit einem weiteren Bruder zusammen ein Spiel zur Einleitung gespielt, wo wir die letzten Worte von berühmten Menschen zusammengeschnitten hatten. Und die Aufgabe der Jugendlichen war es, die letzten Worte den Personen zuzuordnen, die eben auf der anderen Seite waren. Da waren Zitate und letzte Worte von Künstlern, von historischen Figuren, Politikern. Und das Interessante war natürlich, die Jugendlichen haben alle Zitate der richtigen Person zugeordnet. Wie konnte man den Personen ihre letzten Worte richtig zuordnen? Weil manchmal die letzten Worte einer Person sehr viel über diese Person, über den Charakter dieser Person, über die Persönlichkeit dieser Person aussagen können. Was sagen die letzten Worte unseres Heilands, die uns hier im Lukas-Evangelium berichtet sind, über ihn aus? Was offenbaren sie über seinen Charakter? Und was wird hier am Kreuz von Golgatha zum Ausdruck gebracht?

Dies ist die zweite Woche, in der wir uns mit diesem Abschnitt beschäftigen. Und vergangene Woche haben wir uns mit dem grausamen Spott zu Golgatha beschäftigt. In diesem Text sehen wir grausames Leid und grausamen Spott dargestellt. Wir haben uns mit der Illustration des Nachthimmels beschäftigt. Wieso sehen wir jetzt gerade die Sterne nicht? Selbst wenn klarer Himmel wäre, sehen wir tagsüber die Sterne nicht oder zumindest nicht gut, weil es Dunkelheit benötigt, um das Licht der Sterne zu sehen. Die Strahlkraft der Sterne wird erst deutlich, wenn sie im Hintergrund des dunklen Nachthimmels scheinen können. Und so haben wir vergangene Woche in diesem Text den dunklen Nachthimmel gezeichnet. Wir haben skizziert, wie pechschwarz die Sündhaftigkeit des Menschen ist, die hier zum Ausdruck kommt. Der grausame Spott der Kreuzigung. Die Grausamkeit der Kreuzigung selbst, des Prozesses. Wir haben uns im Detail damit beschäftigt. Ich möchte nicht noch einmal auf die Details eingehen, aber wir haben gesehen, wie grausam dieser Prozess war. Die Kreuzigung war eine Art der Hinrichtung, die Schmerzen und Scham maximieren sollten. Es ging nicht darum, einfach einen Menschen schnell zu exekutieren. Es ging darum, seine Scham, seine Schande und seine Schmerzen ins absolute Maximum zu treiben, ohne ihn schnell zu töten. Wir haben aber auch gesehen, die Schreiber der Evangelien widmen nicht sehr viele Zeilen der Kreuzigung selbst. Es sind nur wenige Worte: „sie kreuzigten ihn dort.“ Stattdessen widmen sie viel mehr Zeit dem grausamen Spott, der hier zur Schau gestellt wird. Die Anordnung der Kreuze war eine Art von Spott. Jesus wie ein König und die Übeltäter rechts und links, wie seine obersten Beamten. Wir haben gesehen, das Volk hier in Lukas sehen wir, „stand und sah zu.“ Sie schauten dem zu wie einem Schauspiel. Und wir haben in Matthäus und Markus gesehen, auch sie verhöhnten Jesus. Sie schüttelten den Kopf und lästerten ihn. Wir haben gesehen, die Obersten des Volkes, sie rümpfen ihre Nase, wortwörtlich, das sind die griechischen Worte hier. Sie rümpfen ihre Nase, sie verspotten Jesus vor dem Volk. Wir haben gesehen, sogar die Soldaten tun so, lästern Jesus, indem sie so tun, als wäre er ein König und opfern ihm Gaben, hier Essig, aber natürlich als ein niederträchtiger Spott und sogar die mitgehängten Übeltäter. Wir haben gesehen, hier in Lukas wird nur einer erwähnt, aber in den anderen Evangelien: beide Räuber, die dieselben Leiden durchleben wie Jesus. Wir haben gesehen, um für jeden Atemzug musste ein Gekreuzigter sich am Kreuz hochstemmen. Das erforderte Kraft. In all diesem Leiden finden die Übeltäter Kraft, Jesus zu lästern und sich über ihn lustig zu machen. Sie finden Freude daran, Jesus zu verspotten in all dem Leid, was sie selbst durchleben. Es ist eine Szene, die die absolute Verdorbenheit des Menschen ausdrückt. Da ist kein Hauch von Mitleid. Hier ist kein Hauch von Erbarmen zu finden, Jesus gegenüber.

Wir haben gesehen, ich möchte das nochmal vor Augen führen. Diese Menschen haben die letzten drei Jahre lang erlebt, wie Jesus sie von Krankheiten geheilt hat, von Dämonen befreit hat, Menschen aus dem Tod auferweckt hat. Sie haben erlebt, wie Jesus Tausende mit wenigen Fischen und Brot gespeist hat, wie Jesus ihnen jahrelang frohe Botschaft verkündigte. Jetzt stehen dieselben Menschen vor ihnen. Sie schütteln ihre Köpfe, sie rümpfen ihre Nase und verhöhnen ihn. Damit haben wir uns vergangene Woche beschäftigt. Das war der finstere Nachthimmel, den wir zeichnen mussten, bevor wir heute beginnen können, die Sterne leuchten zu lassen. Denn heute möchten wir uns mit dem anderen Teil, den wir in diesem Abschnitt sehen, beschäftigen. Und der Titel dieser Predigt heißt: „Die vergebende Gnade zu Golgatha.“ Die vergebende Gnade zu Golgatha. Wir hatten den grausamen Spott. Das ist der Mensch. Das ist die Sünde, die wir in vollem Ausdruck sehen, in vollem Maße ihres Ausdrucks. Heute richten wir unseren Blick auf den Heiland, auf den Herrn, und wir wollen seine vergebende Gnade zu Golgatha sehen. Denn wie antwortet Jesus auf diese Bosheit? Auf den Spott, auf den Hohn? Wie reagiert er mit seinen letzten Worten auf diese unaussprechlichen Grausamkeiten? Er antwortet mit rettender Gnade, mit vergebender Gnade. Wir möchten heute gegenüber der finsteren Grausamkeit des Menschen das Licht der rettenden Gnade unseres Herrn Jesus leuchten lassen. Wir möchten heute lediglich beginnen, uns mit der vergebenden Gnade zu beschäftigen. Heute ist Teil 1 der vergebenden Gnade zu Golgatha. So der Herr will, möchten wir uns nächste Woche mit Teil 2 beschäftigen. Wir wollen uns insgesamt drei Aspekte der vergebenden Gnade von Jesus Christus am Kreuz von Golgatha anschauen, die uns im Kontrast zum grausamen Spott des Menschen den heiligen Charakter von Jesus offenbart und auch uns als Vorbild dient. Heute möchten wir uns mit erstens beschäftigen und heute bleiben wir nur bei erstens: Das Gebet der vergebenden Gnade. Das Gebet der vergebenden Gnade.

Vers 33. Wir möchten noch einmal die Szene hier an uns erinnern, daran rufen. „Und als sie an den Ort kamen, der Schädelstätte genannt wird, kreuzigten sie dort ihn und die Übeltäter, den einen zur Rechten, den anderen zur Linken.“ Jesus wurde also gerade ans Kreuz genagelt. Sein gegeißelter, verwundeter, und wir haben uns mit dem Geißelungsprozess beschäftigt, wortwörtlich zerfetzter Körper, wurde an seinen Handgelenken mit Nägeln ans Kreuz genagelt. Das Kreuz wurde aufgerichtet, dann wurden Nägel durch seine Füße gebohrt. Jeder Atemzug von Jesus erfordert jetzt, dass er sich an diesem Holz hochstemmt, hochringt, um atmen zu können. Währenddessen trifft von allen Seiten Spott auf ihn, vom Volk, von den Obersten, von den Soldaten, sogar von den mitgekreuzigten Übeltätern. Was sind die letzten Worte unseres Herrn in dieser Lage? Wenn man alle Evangelien zusammennimmt, dann trifft Jesus auf dem Kreuz sieben Aussagen. Sie werden oft als die sieben letzten Worte Jesu oder die sieben Worte zu Golgatha identifiziert. In chronologischer Folge sind es die folgenden: Die ersten drei Aussagen traf Jesus zwischen 9 Uhr morgens und 12 Uhr. Dort heißt es, sein erstes Wort ist das, was wir hier sehen in Vers 34: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Das zweite ist, was wir später in Vers 43 sehen: „Wahrlich, ich sage dir, heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Das dritte finden wir in Johannes 19, Vers 27, wo Jesus zu Johannes, seinem Jünger, und auch zu Maria, seiner Mutter, sagt: „Frau, siehe deinen Sohn,“ und zu Johannes: „siehe deine Mutter.“ Das sind die ersten drei. Die restlichen vier Aussagen trifft er nach 12 Uhr mittags bis 15 Uhr, bis zu seinem Tod. Als um zwölf Uhr trat er diese große Finsternis ein und in dieser Zeit sprach er die letzten vier Worte. Viertens: In Markus und Matthäus lesen wir davon: „Eloi, Eloi, Lemai, Lema Sabactani,“ was ja übersetzt heißt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Dann fünftens: „Mich dürstet,“ in Johannes 19, 28. Sechstens: in Johannes 19, Vers 30 spricht Jesus: „es ist vollbracht.“ Und siebtens als allerletztes wieder hier in Lukas, Vers 46: „Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist.“ Das sind die sieben letzten Worte Jesu, die sieben Aussagen am Kreuz zu Golgatha. Und wir könnten uns in einer Serie mit all diesen beschäftigen. Im Rahmen des Lukasevangeliums möchten wir aber erst einmal bei denen bleiben, die uns hier im Lukas gegeben sind. Und heute möchten wir uns nur mit der ersten Aussage beschäftigen: Das Gebet der vergebenden Gnade.

Vers 34: „Jesus aber sprach: Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Sie aber verteilten seine Kleider und warfen das Los darüber.“ „Jesus aber sprach.“ Was soll man an dieser Stelle tun? Im Angesicht des bevorstehenden Todes, voller Schmerzen und Leid, verhöhnt und verspottet von allen Seiten. Manche Menschen hängen vielleicht an diesem Kreuz und verfluchen andere Menschen, verfluchen ihre Henker, verfluchen die Menschen, die sie gerade verspotten. Manche bekennen beim Sterben vielleicht ihre Schuld und versuchen irgendwie noch Seelenfrieden zu finden vor ihrem Tod. Jesus spricht. Und wir sehen, wir wissen, wenn er hier spricht, er betet. Jesus betet zum Vater kurz vor seinem Tod. Inmitten all des Leides betet Jesus zum Vater. Und ich möchte später weiter näher darauf eingehen, aber es ist so einfach: Jesus ist hier uns ein absolutes Vorbild. In diesem Leid betet er zum Vater, auch wenn er Schmerzen hat, auch wenn er gerade für Gott, ja, im Auftrag des Vaters, im Gehorsam des Vaters all dieses Leid und all diesen Spott durchgeht, er betet zum Vater in Liebe und Vertrauen zu ihm. Die griechische Form des Verbs „sprechen“ hier ist im Imperfekt, was eine fortwährende Handlung ausdrückt. Das bedeutet, Jesus sprach diese Worte nicht einfach und wollte sie erledigt haben. Die Worte, die wir uns jetzt gleich anschauen werden. Sondern es war eine fortwährende Haltung vom Herrn Jesus und auch eine fortwährende Handlung. Es kann sogar sein, dass Jesus vielleicht in den Stunden, die er an diesem Kreuz hing, diese Worte mehrfach gesprochen hat. Auf jeden Fall wird hier eine fortwährende Kontinuität in diesem Verb zum Ausdruck gebracht, also dass Jesus diese Haltung, zumindest diese Haltung, wenn nicht diese Worte sogar wiederholt hat. Während also Jesus dieser Bosheit und diesem Spott begegnet, betet er fortwährend für die Vergebung seiner Widersacher. Was für eine Gnade. Wie steht das hier im Kontrast zu der grausamen Bosheit der Menschen, die wir hier sehen?

Und was betet er? „Vater, vergib ihnen.“ Dass Jesus kurz vor seinem Tod betet, das allein ist vielleicht gar nicht so besonders. Viele Kriminelle oder viele, auch nicht mal Kriminelle, vielleicht Menschen, die dem Tod entgegengehen, beten vielleicht. Versuchen noch ein letztes Gebet zu sprechen, bevor sie sterben. Aber diese Menschen beten meistens für sich, dass Gott sie aus ihrem Leiden befreit oder sie versuchen noch schnell Vergebung zu finden. Jesus aber betet hier nicht für sich, er betet für die Vergebung anderer. Und er betet zum Vater. Er nennt ihn Vater. Er betet immer noch im Lichte dieser intimen Beziehung, die er zu Gott, dem Vater, hat. Im Vertrauen und in Liebe zum Vater. Und stellt euch das vor, Jesaja 53, Vers 10 sagt uns ja: „Doch dem Herrn gefiel es, ihn zu zerschlagen.“ Gott ist es hier, der Jesus an dieses Kreuz bringt. Aber trotzdem betet er zum Vater, im Lichte dieser Beziehung. Was uns das zeigt, ist, wie Jesus selbst in dieser dunkelsten Stunde betete, liebte den Vater, vertraute dem Vater. Wusste, dass er vom Vater selbst nicht verlassen ist. Johannes 16, Vers 32, dort heißt es: „Siehe, es kommt die Stunde und ist gekommen, dass ihr euch zerstreuen werdet.“ Jesus sagt den Jüngern, „ihr werdet mich alle verlassen, ein jeder in seine Heimat und mich allein lassen werdet, doch ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.“ In all dem Leid vertraut Jesus dem Vater und liebt Jesus den Vater. Und das kommt nochmal zum Ausdruck, dass er sagt: „Vater.“ Auch hier wieder ist er uns ein Vorbild. Jesus erlebt hier das größte Leid überhaupt. Wir werden niemals eine Versuchung oder eine Anfechtung oder ein Leid erleben, wie Jesus es erlebt hat. Aber in all dem ruft er zum Vater, betet zu ihm in Vertrauen und in Liebe.

Er betet für Vergebung, nicht für sich selbst, denn er selbst ist unschuldig, er ist sündenlos, er braucht keine Vergebung, er betet für die Vergebung für andere. Vergebung, das Wort, beinhaltet die Idee von Loslassen, Erlauben. Die Idee von Vergebung ist, dass die Schuld und die Sünde von den Menschen losgelassen werden soll. Er soll die Schuld und die Sünde den Menschen nicht anrechnen, ihnen nicht zur Last legen. Sicherlich von Jesus inspiriert sprach Stephanos auch im Angesicht seiner Steinigung ähnliche Worte. Apostelgeschichte 7, Vers 60: „Und niederknieend rief er mit lauter Stimme: Herr, rechne Ihnen diese Sünden nicht zu.“ Und als er dies gesagt hatte, entschlief er. Dieses „nicht zu rechnen“, das ist Vergebung. Behandle sie so, als hätten sie diese Schuld nicht getan. Lege diese Schuld ihnen nicht zur Last. Wie kann dem Sünder die Schuld vergeben werden? Wie kann einem Schuldner seine Schuld nicht zugerechnet werden? Es geht nur durch Buße, durch Glauben. In Lukas Kapitel 24, 46 bis 47 sagt Jesus nach seiner Auferstehung Folgendes. Lukas 24, 46 bis 47: „So steht geschrieben, und so musste der Christus leiden und am dritten Tag auferstehen aus den Toten, und in seinem Namen zur Vergebung der Sünden gepredigt werden, allen Nationen, anfangs von Jerusalem.“ Zur Vergebung der Sünden muss Buße geschehen. Umkehr von seinen Sünden. Buße bedeutet umdrehen, umkehren. Umkehr von seinen Sünden, weg von seinen Sünden, weg von dem Leben, das man in seiner eigenen Herrschaft und seinen Sünden entsprechend gelebt hat, und umkehren zu Jesus als Erlöser und als Herrn. Wenn also Jesus hier betet: „Vergib ihnen,“ betet er dafür, dass diese Menschen Buße tun mögen, dass sie glauben mögen, dass sie zur Errettung kommen mögen, dass sie errettet werden mögen. Glaube und Buße, wir sehen es im Neuen Testament, sind Geschenke Gottes aus Gnade. Und Jesus bittet für die Menschen, dass Gott ihnen Glauben und Umkehr schenkt, damit sie Vergebung empfangen.

Er sagt: „Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Wieso soll ihnen vergeben werden? Weil sie nicht wissen, was sie tun. Was bedeutet das? Ich möchte an dieser Stelle kurz klarstellen: Unwissenheit schützt nicht vor Strafe. Das sehen wir ganz deutlich in der Schrift. Es wird ganz deutlich, wenn wir selbst eine alltägliche Situation nehmen, wenn wir wegen Geschwindigkeitsübertretung von Polizisten aufgehalten werden. Kommen wir nicht um den Strafzettel herum, wenn wir den Polizisten sagen: „Oh, ich wusste nicht, dass hier diese Geschwindigkeitsbegrenzung herrscht.“ Unwissenheit schützt nicht vor Strafe, Unwissenheit rechtfertigt Sünde nicht. Und das wird auch hier deutlich. Und dieses, was wir aber ein Prinzip, das wir aus der Schrift sehen, ist, dass Unwissenheit das Maß der Strafe manchmal reduzieren kann. Ein Prinzip, das sehen wir durch die ganze Schrift hindurch, aber es ist gut zusammengefasst in Lukas 12, 47 bis 48: „Jener Knecht aber, der den Willen seines Herrn wusste und sich nicht bereitet hat, noch nach seinem Willen getan hat, wird mit vielen Schlägen geschlagen werden. Wer ihn aber nicht wusste, aber getan hat, was der Schläge wert ist, wird mit wenigen geschlagen werden.“ In diesem Gleichnis wird gut zusammengefasst und am Ende dieses Gleichnis wird zu gut zusammengefasst, ein Prinzip, das wir aus der Schrift sehen. Beide Knechte. Der eine kannte den Willen des Herrn und hat es nicht getan. Der andere kannte nicht den Willen seines Herrn und hat es aber auch nicht getan. Beide werden hier bestraft. Die Unwissenheit des einen Knechten schützt sie nicht vor der Strafe, noch rechtfertigt sie seine Sünde. Was wir aber lediglich finden, ist, dass die Unwissenheit das Maß der Strafe reduzieren kann. Dazu kommt auch, wenn Unwissenheit wirklich Sünde rechtfertigen würde, müsste doch Jesus gar nicht für die Vergebung dieser Leute bitten. Was muss ihnen denn vergeben werden, wenn sie ihre Unwissenheit unverantwortlich macht für ihre Sünde? Sie sind verantwortlich für ihre Sünde. Aber unser Herr betet aus Gnade, dass der Vater ihnen diese Schuld nicht anrechnen würde. So wie auch Stephanus gebetet hat: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an.“ Sie wussten ganz genau, dass sie Stephanos gerade hier steinigen und zu Unrecht umbringen. Aber aus Gnade hat Stephanos gebetet, in seiner Barmherzigkeit auch, dass ihnen vergeben werden sollte. So auch Jesus betet hier. Nicht weil Unwissenheit ihre Sünde rechtfertigt, sondern weil er doch Erbarmen darin sieht, dass sie nicht verstehen, was sie hier wirklich tun. Dass sie nicht erkennen, was sie hier wirklich tun.

Für wen betet Jesus also hier? Für die, die nicht wissen, was sie tun. Eine Prophezeiung, die sich hier aus Jesaja erfüllt, hilft uns, das zu verstehen. 700 Jahre vor Jesus wurde bereits prophezeit, dass er vergeben wird. Jesaja Kapitel 53, Vers 12: „Darum werde ich ihm Anteil geben unter den Großen, und mit Gewaltigen wird er die Beute teilen. Dafür, dass er seine Seele ausgeschüttet hat in den Tod,“ spricht hier über den Herrn Jesus, „dafür, dass er seine Seele ausgeschüttet hat in den Tod und sich zu den Verbrechern zählen ließ. Er aber hat die Sünde vieler getragen und für die Verbrecher Fürbitte getan.“ Was für eine schöne Beschreibung für Jesus ist das. Und das ist es doch, was wir letzte Woche gesehen haben. Er schüttet seine Seele aus in den Tod. Er trägt die Verbrecher, die Sünden vieler, ließ sich zu Verbrechern zählen und er hat Fürbitte getan, für die Verbrecher. Und hier sehen wir die den Verstand übersteigende Retternatur des Herrn Jesus. Er betet hier also, oder Jesaja sagt es uns, für wen betet er? Für die Verbrecher. Welche Verbrecher? Die Verbrecher, die ihn, den Unschuldigen, gerade ans Kreuz nageln. Die Juden, das Volk, die Obersten, die Römer. Die Verbrecher, die ihn gerade hier an dieses Kreuz nageln und töten.

Wir sehen nämlich, auch im restlichen Neuen Testament, dass deutlich wird, dass hier auch die Unwissenheit der Menschen bestätigt wird. Apostelgeschichte Kapitel 3, Vers 17, Petrus predigt hier zu den Juden. Teilweise wahrscheinlich zu Juden, die hier mit unter dem Volk standen. Die mit hier Jesus verhöhnt und verspottet haben und gerufen haben zu Pilatus: „Kreuzige ihn, kreuzige ihn.“ Zu unter den Zuhörern von Petrus sind wahrscheinlich Menschen, die hier dabei waren. In der Apostelgeschichte 3, Vers 17 sagt Petrus zu ihnen: „Und jetzt, Brüder, ich weiß, dass ihr in Unwissenheit gehandelt habt, wie auch eure Obersten.“ Peter sagt, „ich weiß, ihr habt in Unwissenheit gehandelt, wie auch eure Obersten.“ Paulus sagt etwas Ähnliches in 1. Korinther Kapitel 2, Vers 8. „Keiner von den Fürsten dieses Zeitalters hat sie erkannt.“ Bedeutet hier die Weisheit Gottes in der Kreuzigung von Jesus. „Keiner der Fürsten von den Fürsten dieses Zeitalters hat sie erkannt.“ 1. Korinther 2, Vers 8: „Denn wenn sie sie erkannt hätten, wenn sie die Weisheit der Kreuzigung erkannt hätten, so würden sie wohl den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt haben.“ Sie haben es nicht erkannt, die Fürsten dieses Zeitalters haben es nicht erkannt, haben die Weisheit Gottes des Kreuzes nicht erkannt, nicht verstanden. Denn wenn sie es erkannt hätten, wenn sie es verstanden hätten, hätten sie Jesus nicht gekreuzigt. In 1. Timotheus, Kapitel 1, Vers 13, gibt Paulus sein Zeugnis. Nochmal in diesen Worten an Timotheus und sagt, 1. Timotheus 1, Vers 13: „der ich früher ein Lästerer und Verfolger und Gewalttäter war. Aber mir ist Barmherzigkeit zuteil geworden, weil ich es unwissend im Unglauben getan hatte.“ Paulus sagt: „Ich war ein Lästerer, Verfolger, aber mir ist Erbarmen zuteil geworden, weil ich es Unwissenheit, in Unwissenheit, unwissend im Unglauben getan hatte.“

Ich möchte noch mal sagen, Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Unwissenheit rechtfertigt Sünde nicht. Denn Paulus sagt ja, mir ist Erbarmen zuteil geworden. Wenn er in Unwissenheit schuldlos wäre, dann bräuchte er kein Erbarmen. Aber er brauchte Erbarmen, weil er schuldig ist, weil er verantwortlich ist. Aber es ist nur hier als ein Grund angeführt, dass ihm Barmherzigkeit zuteil geworden ist. Dass er ihm das volle Maß von dem, was er getan hat, dass er Jesus verfolgt hat, dass er ein Lästerer war und Gewalttäter war, dass er wirklich falsch gehandelt hat, das hatte er nicht erkannt. In Unwissenheit und Unglauben hat er gehandelt. Wir sehen dasselbe hier. Die Menschen, die Jesus ans Kreuz nagelten, wussten manche mehr, manche weniger, zum Beispiel die römischen Soldaten wussten sicherlich weniger als die Obersten des Volkes oder die Juden. Aber sie wussten, dass Jesus unschuldig ist. Das wurde deutlich. Wir haben die all die Zeugen gesehen. Pilatus bezeugt es, Pilatus‘ Frau bezeugte es, Herodes bezeugte es. Seine Anklageschrift ist „der König der Juden,“ deswegen wird er hingerichtet, während dasselbe Volk, über dessen König er ist, ihn verspottet und höhnt und ans Kreuz nageln will. Sie wussten, dass die Anklage „er ist der König der Juden“ eine falsche Anklage war. Die Obersten, das Volk, sie wussten, was Jesus von sich behauptet hat, welche Zeichen er getan hat. Sie sind für all das schuldig. Niemand rechtfertigt ihre Sünde, niemand sagt, dass sie unschuldig sind. Sie sind schuldig für die Verwerfung von Jesus. Sie sind schuldig, dass sie einen Unschuldigen hier hinrichten. Aber was auch wahr ist, sie erkannten nicht das volle Ausmaß dessen, was sie hier taten. Sie haben nicht erkannt, sie haben nicht verstanden, dass sie den fleischgewordenen Sohn Gottes hier töten. Und wie bereits gesagt, das befreit sie nicht von ihrer Schuld. Aber das restliche Neue Testament, es bestätigt uns, dass sie in Unwissenheit gehandelt haben. In ihrer Unwissenheit ist Jesus ihnen barmherzig. Er ist ihnen gnädig und betet für ihre Vergebung. Für die Vergebung der Menschen, die ihm so viel Grausamkeit entgegnen.

Wir können uns die Frage stellen, wie hat Gott der Vater dieses Gebet erhört? Hat er es überhaupt erhört? Hat Gott der Vater das Gebet von Herrn Jesus hier erhört? Hat er Menschen vergeben, die hier dastehen und Jesus lästern, spotten und töten? Hat er Menschen Buße und Glauben geschenkt und sie gerettet? Wir sehen hier unmittelbar am Kreuz zu Golgatha den Räuber, einen der Räuber. Hier in Vers 40 bis 43 sehen wir, zu einem der Räuber sagte er: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Damit möchten wir uns nächste Woche beschäftigen, aber stell dir vor, dieser Räuber hat noch mit dem anderen Jesus gelästert und verhöhnt. Wenige Stunden später sagt er aber: „Jesus, gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst.“ Wie ist das passiert? Wie konnte ein Räuber, ein Übeltäter, ein vielleicht Mörder, vielleicht ein aufständischer Aufrührer, der gerade noch die Kraft gefunden hat, Jesus am Kreuz zu lästern, wenige Stunden später an Jesus Christus glauben? Und die Verheißung empfangen: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Weil Gott, der Vater, das Gebet seines Sohnes erhört hat. In Matthäus 27, Vers 54 sehen wir, der Hauptmann und seine Soldaten: „Als aber der Hauptmann und die, die mit ihm Jesus bewachten,“ Matthäus 27, Vers 54, „das Erdbeben sahen und das, was geschah, fürchteten sie sich sehr und sprachen: Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn.“ Hier zu Golgatha bekehren sich ein Hauptmann und seine Soldaten. Wie? Wie geht das? Weil Gott, der Vater, das Gebet des Sohnes erhört hat. In der Apostelgeschichte 2 und in der Apostelgeschichte Kapitel 3: 3000 Juden und später 5000 bekehren sich. Von denen einige, ihr müsst euch überlegen, das sind lediglich 50 Tage später, wo wieder viele Juden in Jerusalem sind für das Pfingstfest. Von denen so viele wahrscheinlich hier dabei waren. Petrus sagt ihnen, Petrus hat ihnen gesagt: „Ihr seid es, die Jesus gekreuzigt haben.“ Einige von ihnen waren wahrscheinlich hier und sie bekehren sich, sie glauben an den Herrn Jesus. Ihnen werden ihre Sünden vergeben. Wie geht das, weil Gott der Vater das Gebet des Sohnes erhört hat? In Apostelgeschichte Kapitel 6, Vers 7 lesen wir Folgendes. Apostelgeschichte Kapitel 6, Vers 7: „Und das Wort Gottes wuchs und die Zahl der Jünger in Jerusalem mehrte sich sehr, und eine große Menge der Priester wurde dem Glauben gehorsam.“ Priester in Jerusalem. Vermutlich vielleicht Leute, die Teil des Hohen Rates waren, die Jesus zu Unrecht zum Tode verurteilt haben. Wir haben uns damit beschäftigt, was für ein Schauspiel das Gericht des Hohen Rates war. Priester vielleicht Teil der Menschen von den Obersten hier, die Jesus so verhöhnt haben und ihre Nase rümpften. Wir wissen es nicht genau, aber es könnte gut sein. Wie geht das, dass solche Menschen später Jesus Christus glauben und von ihm gehorsam werden? Weil Gott, der Vater, das Gebet seines Sohnes erhört hat.

Seht ihr, wie Gott das Gebet, das Jesus erhört hat? Teilweise sogar hier, wenige Stunden später, beim Räuber und beim Soldaten. Und nicht nur das, stellt euch vor, wir haben oft vom Gericht über Jerusalem geredet, das 70 nach Christus über die Juden gefallen ist. Auch ein Gericht, weil sie Jesus verworfen haben. Aber stellt euch vor, Jesus, Gott gab den Menschen, den Juden, noch fast 40 Jahre Zeit, bevor sie vernichtet worden sind. Eine Zeit, wo ihnen das Evangelium gepredigt worden ist und sie die Gelegenheit hatten, zum Glauben zu kommen, was für eine Gnade ist das? Hätte Gott der Vater sie nicht auf der Stelle nach der Himmelfahrt vernichten können? Hätte er. Aber er war gnädig und hat so viele Menschen dadurch gerettet, dass er 40 Jahre lang das Gericht noch auf sich warten ließ. Ich glaube, man kann in gewisser Weise sagen, Jesus hat hier so wie Stephanus gebetet, einfach für die Menschen, die ihn hier, die ihn hier zum Tode verurteilen und verspotten, dass sie doch gerettet werden mögen, dass er ihnen die Schuld nicht zurechnet. Wir sollen als Gläubige, 1. Timotheus 2 sagt ja auch, wir auch sollen als Gläubige für alle Menschen beten, für die Erlösung aller Menschen beten. Und ich glaube, Jesus in seiner Retternatur, in seinem Erbarmen, weil er ein Rettergott ist, weil er Sünder retten will, sehen will, dass sie Vergebung empfangen, betet hier in gewissen allgemeinen für alle die Menschen, die für seinen Tod verantwortlich waren. Man könnte darin auch Leute wie Pilatus und andere in diese Gruppe mit einschließen. Ich glaube, man kann dies als so ein allgemeines Gebet auch sehen.

Wie geht das? Wie geht es, dass Jesus für solche Menschen betet, für die Vergebung solcher Menschen betet? Diese Menschen foltern ihn. Und ich möchte es nicht nochmal wiederholen, aber wir haben uns vergangene Woche damit beschäftigt, was diese römischen Soldaten, vielleicht der Hauptmann, der später hier sagt: „Wahrhaftig, dieser Sohn Gottes,“ die Dornenkrone, die goldene Robe, die sie ihm umgehängt haben und ihn verspottet haben. Wir haben uns mit der Geißelung beschäftigt, wie brutal sie ist. Vielleicht waren das diese Hauptmänner und seine Soldaten, die das Jesus hinzugefügt haben. Wie geht es, dass Jesus für solche Menschen betet? „Vergib ihnen.“ Wie kann Jesus dafür beten, dass sie doch Vergebung ihrer Sünden empfangen? Wie hättest du an dieser Stelle an Jesus‘ Stelle reagiert? Bei dieser Ungerechtigkeit, bei diesem Spott, bei diesem Hohn, bei diesem Unrecht, wenn es dir widerfahren wäre. Hätten wir nicht mit Rache und Hass, hätten wir nicht an diesem Kreuz hängend unsere letzten Atemzüge noch benutzt, um unsere Spötter zu verfluchen? Was offenbart dieses letzte Wort Jesu über ihn? Und was können wir daraus lernen?

Erstens, wir kommen zum Schluss, Jesus ist Gott. Was hier durch die letzten Worte Jesu offenbart wird: Er ist Gott. Wie kann man im Angesicht dieses grausamen Spotts für genau die Menschen, die ihn verwerfen, foltern und töten, beten? Die Antwort finden wir in Jesaja 55, 8 bis 9. Jesaja Kapitel 55, die Verse 8 bis 9: „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr. Denn so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ In Jesaja 55 spricht Gott: „denn meine Gedanken sind anders als die Gedanken des Menschen. Sie sind höher. Sie sind so hoch, wie der Himmel von der Erde entfernt ist, also auf einer völlig anderen Ebene.“ Und in welchem Kontext spricht Gott diese Worte? In welchem Kontext würden wir solche Verse erwarten, dass Gott davon spricht, dass seine Wege anders sind und höher sind? Wir würden sie in einem Kontext erwarten, wo Gott etwas Außergewöhnliches tut, oder? Wo Gott etwas tut, was Menschen normalerweise nicht tun würden. Und in welchem Zusammenhang sagt Gott, spricht Gott diese Worte? Lesen wir den Zusammenhang von Jesaja 55, beginnend in Vers 1. In welchem Zusammenhang spricht Gott: „Meine Wege sind anders, meine Wege sind höher, meine Gedanken sind höher.“ Jesaja 55, Vers 1: „Auf, ihr Durstigen! Alle kommt zum Wasser. Und die ihr kein Geld habt, kommt, kauft und esst. Ja, kommt, kauft ohne Geld und ohne Kaufpreis Wein und Milch. Warum wiegt ihr Geld ab für das, was kein Brot ist? Und euren Verdienst für das, was nicht sättigt? Hört doch auf mich und esst das Gute, und eure Seele labe sich am Fetten. Neigt euer Ohr und kommt zu mir, oh hört, und eure Seele wird leben. Und ich will einen ewigen Bund mit euch schließen, getreu den unverbrüchlichen Gnadenerweisen an David.“ Ich springe zu Vers 6: „Sucht den Herrn, während er sich finden lässt. Ruft ihn an, während er nahe ist. Der Gottlose verlasse seinen Weg und der Mann der Bosheit seine Gedanken. Und er kehre um zu dem Herrn, so wird er sich über ihn erbarmen und zu unserem Gott. Denn er ist reich an Vergebung.“ Und dann: „denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken.“ Was ist der Zusammenhang von Jesaja 55? Es ist Gottes freies Angebot der Gnade. Es ist Gottes Einladung an Sünder und an Gottlose, ihren Weg zu verlassen und Vergebung zu empfangen. Es heißt hier in Vers 7 am Ende: „denn er ist reich an Vergebung.“ „Denn er ist reich an Vergebung.“ Und dann kommt Vers 8: denn wieso ist Gott reich an Vergebung? „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken.“ Liebe Zuhörer, wir denken oft, dass Gottes Gnade etwas Selbstverständliches ist. Dass Gott gnädig ist, dass Gott Sünden vergibt, dass Gott barmherzig ist, das ist selbstverständlich. Viele Menschen stellen sich Gott wie einen alten Menschen im Himmel vor, der nichts anderes zu tun hat, als gnädig und barmherzig zu sein. Aber ich möchte eines klarmachen: Gottes Gnade ist in Anführungsstrichen das Komische an ihm. Das, was ihn vom Menschen unterscheidet. Das, was seine Gedanken höher macht, das, was seine Wege anders macht als unsere, ist, dass er Sündern gnädig ist, dass er ihnen Vergebung anbietet. Und das auch noch umsonst. Er sagt: „Kommt und kauft ohne Geld.“ Das macht ihn zu Gott. In diesem Zusammenhang spricht er diese Worte. In Hosea Kapitel 11, Vers 9 sagt er Folgendes. Hosea Kapitel 11, Vers 9: „Nicht ausführen will ich die Glut meines Zorns, will nicht noch einmal Ephraim vernichten, denn Gott bin ich und nicht ein Mensch. In deiner Mitte, der Heilige, ich will nicht ins Zornblut kommen.“ Wir sehen hier, Gott sagt: „Ich will meinen Zorn nicht ausführen.“ Denn, wieso will er seinen Zorn nicht ausführen? „Denn Gott bin ich und nicht ein Mensch. In deiner Mitte, der Heilige, ich will nicht ins Zornblut kommen.“ Das, was also Gott von Menschen unterscheidet, ist, dass er gnädig ist, dass er nicht ins Zornblut kommt. Er ist Gott, weil er sich entscheidet, nicht Ephraim zu vernichten. Er entscheidet sich, nicht Efraim zu vernichten, nicht Gericht zu halten, nicht seinen Zorn auszugießen, weil er Gott ist und nicht ein Mensch. Der Mensch würde den Zorn ausführen, Gott aber nicht. „In deiner Mitte, der Heilige.“ Wir wissen, das Wort „heilig“ in seiner Wurzel bedeutet „abgesondert.“ Gott ist abgesondert vom Menschen, er ist anders als der Mensch, er ist auf einer anderen Ebene als der Mensch. Und der Heilige, teilweise die Heiligkeit Gottes ist ausgedrückt in seiner Gnade, seine Gnade ist heilig, seine Gnade ist das, was ihn anders macht als uns Menschen.

Wie kann also Jesus für die Vergebung dieser grausamen und verdorbenen Sünder beten? Wie kann er im Angesicht dieses Spottes, dieses Hasses, ihr müsst euch vorstellen, das Schlimmste, was der Mensch tut, geschieht hier. Es ist der Höhepunkt des Hasses des Menschen gegenüber Gott. Sie bringen den Schöpfer um. Gott, Jesus kam, wir haben es letzte Woche gesehen, als Licht in diese Welt. Und was haben die Menschen gemacht? Sie haben das Licht gehasst. Und sie haben alles getan, um das Licht auszulöschen. Und diesen Menschen ist Jesus hier barmherzig. Wie geht das? Wie kann Jesus das tun? Weil seine Gedanken nicht unsere Gedanken sind. Seine Wege nicht unsere Wege sind. Weil Jesu Wege und Gedanken so viel höher sind als unsere Gedanken, weil Jesus Gott ist. Das offenbart dieses letzte Wort von Jesus über ihn: Er ist Gott, weil er gnädig ist, weil er barmherzig ist, weil er Sünder retten will. Die erste Lektion, also ganz simpel gesagt: Jesus ist Gott.

Zweitens, und das ist jetzt mehr die Anwendung für uns, glaube der vergebenden Gnade zu Golgatha. Das gilt für Ungläubige, so wie auch für Gläubige. Wenn du heute hier sitzt und nicht an den Herrn Jesus Christus glaubst, wenn du nicht umgekehrt bist von deiner Sünde und dein Leben ihm nicht übergeben hast, dann bitte ich dich, siehe auf die unverständliche Gnade, die dem Golgatha zum Ausdruck kommt. Jesus begegnet hier dem absoluten Höhepunkt der Boshaftigkeit des Menschen. Er, der sündenlos war, unschuldig war, er hat niemandem Leid angetan. Er wird auf brutalste Weise von diesen Menschen hingerichtet, gefoltert, getötet und verspottet. Die Welt, die Menschheit, ging so mit dem Sohn Gottes um, der kam, um sie zu erlösen. Der kam, um das Verlorene zu suchen. Seine Botschaft, wir haben es seit Lukas 4 gesehen, war eine Botschaft der Gnade, dass er bereit ist, den Blinden sehen zu machen, den Gefangenen zu befreien. Er ist gekommen, frohe Botschaft den Armen zu verkündigen, aber genau diesen Menschen haben sie genommen. Und sie haben ihn getötet. Wir haben es vorhin gesagt, dieser Mensch, Jesus, er hat ihnen alle Krankheiten geheilt, Dämonen ausgetrieben. Er hat Witwen ihre verstorbenen Söhne wieder geschenkt, zum Leben auferweckt. Er hat sie belehrt wie einer mit Vollmacht. Und diesen Menschen lassen die Menschen hier stehen, am Kreuz genagelt. Sie schütteln ihre Köpfe, sie lästern ihn und schauen ihm zu, wie er stirbt. Und wie reagiert Jesus auf diese Menschen? Er bittet für ihre Vergebung. Und viele, die hier standen und Jesus verhöhnt haben, haben diese Vergebung empfangen. Wir sind die Liste vorhin durchgegangen. Volle Vergebung für ihre Sünden, für alle ihre Sünden. Vollständige Versöhnung mit Gott. Das Gebet von Jesus wurde erhöht bei so vielen Menschen hier.

Hör mir zu, wenn diesen Menschen vergeben werden kann, dann kann auch dir vergeben werden. Es gibt keine Sünde, die du gegen den Sohn Gottes begehen könntest, die so groß ist, dass keine Vergebung mehr da ist. Schau dir die Leute hier an. Wie sie Jesus quälen, verspotten und töten. Wenn diesen Menschen vergeben werden kann, dann kann auch dir vergeben werden. Das größte Unrecht geschieht hier. Und den Menschen, die dieses größte Unrecht begehen, wird vergeben. Vielen von ihnen wird vergeben. Die vergebende Gnade zu Golgatha ist größer als jede Sünde, die du begehen könntest. Erkenne, dass du ein verlorener Sünder vor Gott bist. Gottes Gerechtigkeit verlangt vollkommene Rechtschaffenheit, die du nicht besitzt. Denke an all deine Lügen, dein Leben ohne Jesus, dein Leben nach deinen eigenen Regeln, nach deinen eigenen Götzen, sei es Wohlstand, sei es Geld, sei es die Beliebtheit von Menschen. All das Unrecht, das du getan hast, die Götzen, die dein Leben bestimmen, alle unreinen Gelüste, aller Stolz, aller Hochmut, aller Begierde in deinem Leben. Wie diese Menschen hier hast du auch Jesus verspottet und verhöhnt. Sünde ist es, die Jesus ans Kreuz genagelt hat. Wenn du deine Sünde siehst, wenn du deine Sünde erkennst, wenn du dich, wir haben das Lied letzte Woche zitiert, wenn du dich unter diesen Spöttern siehst, dann erkenne doch die vergebende Gnade von Jesus. Jesus betet für Sünder wie auch dich. Er betet für Menschen, die ihn verspottet haben und verworfen haben. Er betet für Menschen, die ihn gequält haben und getötet haben, die ihm die Dornenkrone aufgesetzt haben, die ihn gegeißelt haben, die ihn geschlagen haben, auf ihn gespuckt haben. Für solche Menschen betet Jesus. Er betet für Menschen wie dich. Wenn diesen Menschen vergeben werden kann, kann auch dir vergeben werden.

Vielleicht denkst du, deine Schuld ist zu groß. Du hast zu viele Sünden oder zu schwere Sünden begangen. Dir kann nicht vergeben werden. Dann möchte ich dir sagen: schau auf diesen Mann am Kreuz und sieh, wie er inmitten des größten Verbrechens für die Vergebung dieser Verbrecher betet. Jesus will Sünder retten. Er will, dass sie Vergebung empfangen. Die Worte, die wir hier in Jesaja 55 gelesen haben, gelten auch für dich. „Auf, ihr Durstigen, kommt alle zum Wasser.“ Und du musst nicht mit eigenen Werken kommen. Du musst nicht mit religiösen Aktivitäten kommen. Du musst nicht und du kannst auch nicht mit deiner eigenen Gerechtigkeit vor Gott bestehen. In Jesaja 55 heißt es: „die ihr kein Geld habt, kommt, kauft und esst. Kauft ohne Geld und ohne Kaufpreis, Wein und Milch.“ Was sagt Gott damit? „Kommt mit leeren Händen.“ Wir werden uns nächste Woche den Räuber anschauen. Was hat er getan, um gerettet zu werden? Er konnte ja nichts mehr tun. Gerade eben hat er noch den Herrn gelästert und trotzdem sagt Jesus zu ihm: „Heute wirst du mit mir sein im Paradies.“ Komme mit leeren Händen zu Jesus. Lass ab von deinem Stolz, lass ab von deiner Selbstgerechtigkeit. Wenn du vor Gott stehst und versuchst, in den Himmel zu kommen, indem du sagst: „Ich habe gut gelebt, ich habe das getan, ich bin in die Kirche gegangen, ich habe das getan,“ dann kommst du nicht in den Himmel. Komme mit leeren Händen, komme ohne deine eigene Gerechtigkeit. Vers 7 in Jesaja 55 haben wir gesagt: „Sucht den Herrn, während er sich finden lässt. Sucht ihn, ruft ihn an. Der Gottlose verlasse seinen Weg und der Mann der Bosheit seine Gedanken und er kehre um zu dem Herrn, so wird er sich über ihn erbauen.“ Umkehr. Kehre um, Sünder. Kehre um von deinen Sünden, von deiner Selbstgerechtigkeit und kehre zu Jesus. Glaube an ihn. Und vertraue auf ihn, dass er für Sünder wie dich starb. Dass er an deiner Stelle den Zorn Gottes, den du verdient hättest, aufgenommen hat. Vertraue dem Herrn, der sein Leben anstelle von Sündern gab und aus den Toten auferstand.

Aber dieselbe Lektion gilt auch für uns Gläubige, für Gläubige, die bereits ihr Leben anvertraut haben. Manchmal haben wir mit der Gewissheit zu kämpfen: Sind uns unsere Sünden wirklich vergeben? Manchmal, wenn wir in Sünde fallen, denken wir, jetzt haben wir die Gnade Gottes ausgeschöpft. Jetzt gibt es keine Vergebung mehr. Wenn du damit zu kämpfen hast, wenn du an der Gnade Gottes, wenn du an der Vergebung Gottes zweifelst, dann heißt dieselbe Anwendung für dich: Meine Aufforderung an dich ist, schau auf diesen Mann am Kreuz. Wie er am Kreuz dort hängt und für Vergebung bittet für seine Feinde. In gewissem Sinne, lieber Gläubiger, hat Jesus für dich an diesem Kreuz gebetet. Denn er betete ja zum Vater: „Vergib ihnen.“ Er betete zum Vater gewissermaßen: „Nimm mein stellvertretendes Opfer an und rechne ihnen ihre Schuld nicht zu. Lösche ihre Schuld aus, sodass ihr Schuldschein zerrissen werden kann.“ Und das gilt auch für dich. Und nicht nur das, er hat nicht nur dieses Gebet da am Kreuz in gewissem Sinne für dich gebetet. Jesus vertritt dich heute als Hohepriester vor Gott. Er hält Fürsprache für dich. Man könnte fast sagen, dass Jesus dasselbe Gebet als Hohepriester heute für dich betet. Indem er vor Gott steht und sagt: „Vergib ihm, denn ich habe bereits für seine Schuld gezahlt.“ Wenn du an der Gnade Gottes zweifelst, wenn du an der Vergebung Gottes zweifelst, dann sage ich dir, Gläubiger: „Tue Buße.“ Tue Buße von deinem Kleinglauben. Kehre um von deinem Zweifeln an der Größe der Gnade und Vergebung Gottes. Hör auf, die vergebende Gnade zu Golgatha klein zu reden und klein zu machen. Diese Gnade ist nicht klein. Diese Gnade ist nicht ausschöpfbar. Wenn du denkst, du könntest so viel sündigen, dass du als Gläubiger so viel sündigen könntest, dass die Gnade ausgeschöpft ist, dann machst du die Gnade kleiner als sie ist. Natürlich ist das kein Freifahrtschein zum Sündigen, aber der wahre Gläubige wird das auch nicht benutzen als Freifahrtschein zum Sündigen. Sondern er wird diese Gnade sehen, er wird diese Liebe sehen und von seiner Sünde umkehren.

Liebe Geschwister, beschäftigt euch mit dieser Gnade. Füllt euch mit dieser Gnade. Sinnt darüber nach, wenn du einen Moment hast, wo du in Sünde fällst. Denke an diese Gnade und möge dich diese Gnade und das Voraugenführen dieser Gnade dich vor dem Sündigen bewahren. Aber selbst wenn du dann in Sünde gefallen bist und an der Vergebung Gottes zweifelst, dann denk an diese Gnade. Lies diesen Abschnitt. Schau auf Christus, der hier am Kreuz hängt und in gewissermaßen auch für dich gebetet hat: „Vergib ihnen.“

Drittens, und eine Anwendung an Gläubige. Nimm dir die vergebende Gnade als Vorbild. Wir haben es zwischendrin immer wieder gesehen. Was Jesus hier getan hat, und wir haben gesehen, Jesus konnte das, weil er Gott ist. Aber es ist auch das, was er uns befohlen hat. Denn den Gläubigen schenkt Jesus eine neue Natur, die es ermöglicht, dass sie seinen Fußspuren nachfolgen können. Dieselbe vergebende Gnade zum Ausdruck, dieselbe Art von vergebender Gnade zum Ausdruck bringen können. Jesus hat hier vorgelebt, was er uns befohlen hat. Lukas 6, 27 bis 28, sagt Jesus, Lukas Kapitel 6, 27 bis 28: „Aber euch, die ihr hört, sage ich, liebt eure Feinde. Tut wohl denen, die euch hassen, segnet, die euch fluchen, betet für die, die euch beleidigen.“ Liebe Geschwister, wir sind dazu aufgerufen, du bist dazu aufgerufen, deine Feinde zu lieben, ihnen wohlzutun, sie zu segnen und für sie zu beten. Wo ist das besser umgesetzt als Jesus hier am Kreuz? Wo er für dich seine Feinde betet, für die Vergebung derer betet, die ihn gerade verspotten, foltern und töten. Was tust du mit deinen Feinden? Was passiert, was tust du mit denen, die dich hassen, die dich fluchen, die dich beleidigen? Beleidigst du zurück? Fluchst du zurück? Vielleicht tust du es nicht vor ihren Gesichtern, vielleicht lästerst du hinter ihrem Rücken. Fügst du ihnen Schaden zu? Wünschst du ihnen Böses? Das ist nicht der Weg eines Jüngers Jesu. Du bist dazu aufgerufen, sie zu lieben, ihnen wohlzutun, sie zu segnen und für sie zu beten. Wofür beten? Dass Gott sie auf der Stelle vernichten möge? Sollst du dafür beten für deine Feinde? Nein. Sollst du dafür beten, dass sie aufhören, dich zu verfolgen und dich zu beleidigen? Vielleicht. Aber vielmehr sollst du dafür beten, dass sie errettet werden. Vielmehr sollst du für sie beten, dass der Vater ihnen vergeben möge, ihnen Gnade, ihnen Buße und Glaube schenken möge. Dafür sollst du beten. So wie Jesus es hier getan hat.

Lieber Bruder, liebe Schwester, wann hast du das letzte Mal mit Namen für jemanden gebetet, dass er zum Glauben kommt, persönlich? Wann hast du das letzte Mal für einen deiner Feinde, einen der Menschen, die dich verspotten, die dich beleidigen, die dich hassen, mit Namen gebetet, dass sie zum Glauben kommen? Vielleicht hast du dafür gebetet, dass sie aufhören, dich zu verspotten, aufhören, dich zu beleidigen, dass du aufhörst, durch diese Anfechtung zu gehen. Und ich sage nicht, dass das falsch ist. Aber wir als Gläubige sollen mehr tun, für mehr beten, als dass dir das Leid aufhört. Du sollst für die Hasser, für die Feinde, für die Spötter beten, dass sie Vergebung empfangen. 1. Petrus Kapitel 2, 21 bis 24. 1. Petrus Kapitel 2, 21 bis 24. „Denn hierzu seid ihr berufen worden. Denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Fußspuren nachfolgt. Der keine Sünde getan hat, auch ist kein Trug in seinem Mund gefunden worden, der geschmäht nicht widerschmähte, leidend nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet. Der unsere Sünden an seinem Leib selbst an das Holz hinaufgetragen hat, damit wir den Sünden abgestorben der Gerechtigkeit leben, durch dessen Striemen ihr geheilt worden seid.“

Liebe Geschwister, lieber Bruder, liebe Schwester, du bist dazu berufen, den Fußspuren Jesu nachzufolgen. Und wohin führen die Fußspuren Jesu? Die Fußspuren Jesu führen dich zu einem Kreuz, wo er für die Vergebung derer bittet, die ihn töten, die ihn hassen und verspotten. Seine Fußspuren führen dich an ein Kreuz, wo er geschmäht wurde, aber nicht wieder schmähte, wo er bedroht wurde, wo er leidete, aber nicht drohte. Sie führen nicht an ein Kreuz, wo er verspuckt worden ist, geschlagen worden ist, verspottet und verhöhnt worden ist und am Ende sein Leben ließ. Das ist das Beispiel, das Jesus dir hinterlassen hat. Das sind die Fußspuren, die du nachfolgen sollst.

Und insbesondere in unserer Zeit. Wir leben in einer Welt und in einer Zeit, wo viel Spaltung herrscht. Ob traditionelle Medien, ob durch soziale Medien. Es geht viel darum, Feindbilder zu schaffen. Es geht viel darum, eine Wir-gegen-Sie-Mentalität zu haben. In gewissem Sinne mag das über uns Gläubige stimmen, denn Jesus selbst hat gesagt, wir leben in einer Welt, die uns hasst. Die Welt hasst uns, weil sie zuerst Jesus gehasst hat. Wir sind in einer feindseligen Welt, als Gläubige. Aber unsere Antwort auf den Hass gegen denen, gegen unseren Heiland und gegen uns, soll die Liebe sein, die auch unser Heiland für unverdiente Sünder wie dich und mich gezeigt hat. Wir müssen eine Haltung der Vergebung haben. Das soll uns Gläubige ausmachen. In einer Welt und in einer Zeit, wo es darum geht, nur Feinde zu sehen und Feinde zu besiegen, Feinde runterzumachen, sollst du für deine Feinde beten. Sollst du danach streben, dass deine Feinde gerettet werden und Vergebung ihrer Sünden empfangen? Du sollst ihnen wohl tun. Du sollst sie segnen. Wir sollen denen vergeben, die uns Unrecht tun. Simpel. Vergebe denen, die dir Unrecht tun. Aber wir sollen sogar noch mehr tun. Wir sollen nicht nur ihnen vergeben. Wir sollen für ihre Errettung beten. Und ich kann dir eins sagen, das ist etwas, was mein Vater mir schon oft gesagt hat. Es ist sehr schwer, Menschen zu hassen, für die du betest. Fang an, für deine Hasser zu beten. Fang an, für deine Feinde zu beten. Und wenn du für sie betest, für ihre Vergebung betest, für ihre Errettung betest, es wird dir immer schwerer fallen, sie zu hassen. Du wirst beginnen, sie zu lieben. So verändert Gebet dich auch.

Du hörst das vielleicht und denkst dir, das ist unmöglich. Das geht nicht, dass ich meine Feinde liebe, dass ich ihnen vergebe, für sie bete, für ihre Rettung bete. Mit diesen Feinden soll ich noch die Ewigkeit verbringen? Es ist unvorstellbar, dass ich das umsetzen kann. Es ist nicht unmöglich. Sieh auf Stephanus. Er konnte seinen Steinigern vergeben. Vor kurzem haben wir gehört, wie die Ehefrau von Charlie Kirk, Erica Kirk, einer der bewegendsten Momente dieser Memorial, dieser Gedenkfeier war, wie sie dem Schützen ihres Ehemannes vergeben hat. Wie kann man auf Bosheit mit Vergebung reagieren? Ein weiteres Beispiel, und das ist Gottes Führung. Gestern haben wir im Hebräisch-Kurs kurz über Jim Elliott geredet und seine Biografie wurde vorgestellt. Jim Elliott war ein Missionar, in den 1950er Jahren zusammen mit Nate Saint und drei weiteren Menschen im ecuadorianischen Dschungel, Auca-Einwohnern, den Huaruani oder auch Auca genannt, diesen Menschen wollten sie versuchen, wollten sie das Evangelium bringen. Sie sind als Missionare zu fünft hingegangen. Wochenlang haben sie erst über Helikopter den Menschen Geschenke geschenkt und Hilfspakete geschenkt, damit sie einen friedlichen Kontakt aufbauen können. Nach einer gewissen Zeit sind diese fünf Missionare aber auch wirklich dann in den Dschungel gegangen und wollten diesen Menschen das Evangelium bringen. Als sie das tun wollten, wurden sie von diesem Stamm getötet, mit Speeren aufgespießt. Sie haben diesen Menschen nichts getan. Sie haben ihnen sogar Geschenke und Hilfspakete gebracht. Sie wollten ihnen einfach nur das Evangelium bringen. Und sie wurden davor umgebracht.

Wie muss es der Familie von diesen Missionaren gegangen sein? Welchen Hass haben sie vielleicht empfunden oder welche Wut werden sie empfunden haben? Stattdessen sehen wir aber: Jahre später gingen die Frau von Jim Elliott, Elizabeth Elliott, und die Schwester von Nate Saint, einer der fünf von diesen fünf, Rachel St., gingen unter genau denselben Stamm und verkündeten ihnen das Evangelium. Den Leuten, die ihren Mann, ihren Bruder und drei weitere Menschen aufgespießt haben, einfach nur dafür, dass sie ihn in das Evangelium bringen wollten. Sie gingen hin und sie übten keine Rache, sie wollten diese Menschen nicht bestrafen, sie verkündeten ihnen das Evangelium. Und viele aus diesem Stamm sind gläubig geworden. Und wisst ihr, was ganz besonders ist? Einer der Leute, die diese fünf Männer umgebracht hat, sein Name ist Minkay. Er war einer von diesem Stamm. Er war einer der Leute, die diese fünf Missionare umgebracht haben, aufgespießt haben. Man weiß es nicht genau, aber vielleicht war er derjenige, der den Spieß durch Nate Saint, einen der fünf Missionare, gebohrt hat, gestoßen hat. Dieser Minkei ist gläubig geworden. Er ist nicht nur gläubig geworden. Er wurde wie ein geistlicher Vater für Stephen Saint, den Sohn von Nate Saint. Der Sohn dessen, den er umgebracht hat. Für den ist dieser Minkai wie ein geistlicher Vater geworden. Man sieht heute, man kann das googeln und man sieht es auf Videos. Steve Saint, Minkai ist 2020 gestorben. Und Steve Nate spricht davon, dass er ihn immer Papa oder Grandpa Minkei genannt hat. Sie reisten später gemeinsam um die Welt, um von der Vergebung und der Versöhnung in Christus zu reden. Das klingt unmöglich. Der Mensch, der 50 Jahre vorher, der den Vater umgebracht hat, dieser Mensch wird mit der Vergebung, der Versöhnung und dieser vergebenden Gnade, die wir auch in Golgatha gefunden haben, begegnet. Durch diese Menschen wie Elizabeth Elliott, durch die Schwester, Rachel Saint, die diesem Volk das Evangelium verkünden, er wird gerettet. Er wurde einer der Ältesten in einer Gemeinde in Ecuador und er wurde wie ein geistlicher Vater für den Sohn dessen, den er mit dem Speer ermordet hat.

Was du für unmöglich hältst, für Christus ist es möglich. Er hat dich zu einer neuen Schöpfung gemacht. Er kann Menschen verändern, verwandeln, transformieren. Wenn er das mit Stephanos tun konnte, wenn er das mit jemandem wie Erica Kirk tun konnte, wenn er das mit jemandem wie Elizabeth Elliott and Rachel Saint tun konnte, dass sie ihren Feinden, ihren Hassern, Mördern ihrer Angehörigen, diese Liebe und diese Gnade und diese Barmherzigkeit entgegenbringen können, dann können sie das auch mit dir. Das bedeutet für dich auch, du hast keine Ausrede. Du hast keine Ausrede. Du kannst nicht sagen, es ist unmöglich. „Ach, ich kann nicht so lieben.“ Nein, es geht. Es geht. Mit Christus ist es möglich. Aber dafür musst du auf den Mann auf diesem Kreuz blicken. Du musst dich mit der vergebenden Gnade von Golgatha füllen. Das Nachsinnen darüber ist es, was dich verwandeln wird, was dich befähigen wird, die zu lieben und für die zu beten, die dich hassen, die dich verspotten und die deine Feinde sind. Schaue auf Jesus. Ihm sei alle Ehre in Ewigkeit. Amen.

Lasst uns beten.

Unser Herr Jesus Christus. Es fehlen die Worte, wenn wir deine vergebende Gnade zu Golgatha sehen. Es erscheint unmöglich. Wie kann dieser Finsternis, dieser Bosheit, dieser Grausamkeit mit Liebe und Gnade begegnet werden? Wie kannst du diese Sünder lieben? Wie kannst du einen Sünder wie mich lieben? Auch ich gehöre zu denen, die unter diesen Spöttern waren. Wie oft habe ich dich verspottet durch mein Leben? Wie oft habe ich dich gelästert durch meine Worte, durch Unglauben, durch Götzen, durch Stolz, durch Begierden? Wie kannst du Sünder lieben? Wie kannst du für die Vergebung von denen beten, die dich hier ans Kreuz nageln? Herr Jesus, ich preise dich. Ich bete dich an, dass deine Gedanken nicht meine Gedanken sind. Dass deine Wege nicht unsere Wege sind. Dass deine Gedanken und Wege so viel höher sind, als es unsere sind. Ich preise dich an, Herr Jesus, dass du die Durstigen einlädst, dass du den Gottlosen zur Umkehr einlädst. Umsonst, Herr Jesus, nicht durch irgendwelche Werke, nicht durch irgendetwas, was ich in mir oder aus mir selbst heraus bewerkstelligen oder vollbringen könnte. Nein, so wie der Räuber am Kreuz mit leeren Händen darf ich kommen. Ohne Geld und ohne Kaufpreis darf ich mich sättigen an deiner unendlichen Gnade. Herr Jesus, ich danke dir, dass du uns unsere Schuld nicht anrechnest, dass du uns unsere Sünde vergibst. Der Schuldschein ist zerrissen, weil du ihn bezahlt hast. Blut musste vergossen werden für die Vergebung der Sünden und dein Blut wurde vergossen, das Blut des Gerechten, der Gerechte starb für Ungerechte. Herr Jesus, ich danke dir. Ich bete dich an und ich bitte dich. Halte uns diese vergebende Gnade zu Golgatha vor Augen. Halte uns vor Augen, dich gekreuzigt. Dich, wie du gebetet hast: „Vergib ihnen.“ Herr Jesus, ich bitte dich, verwandle uns. Verwandle uns, dass wir diesen Fußspuren nachfolgen können. Wir können es nicht aus uns selbst heraus. Es widerspricht unserer Natur. Feinde zu lieben, denen zu vergeben, die uns Schaden zufügen. Aber durch deine Gnade, durch deinen Geist, der in uns wohnt, können wir verändert werden. Werden wir in das Bild, in dein Bild verwandelt? Möge das geschehen. Mögen wir uns füllen mit der vergebenden Gnade zu Golgatha und mögen wir verwandelt werden, verändert werden in dein Bild, sodass wir lieben können unsere Feinde, sodass wir vergeben können unseren Widersachern, sodass wir beten können für ihre Errettung. Und Vater, ich bitte dich für alle, die hier sitzen und nicht an dich, an deinen Sohn glauben. Ich bitte dich, wirke in ihren Herzen. Mögen sie überführt werden von ihrer Sünde, ihrer Boshaftigkeit, mögen sie überführt werden davon, dass sie vor dir nicht bestehen können mit ihrer Sünde, nicht bestehen können auch mit ihrer eigenen Gerechtigkeit oder ihren eigenen Werken. Gib ihnen zu erkennen die Gnade, die hier zu Golgatha offenbart worden ist. Schenke ihnen den Glauben, schenke ihnen die Buße. Vater, vergib ihnen. Schenke ihnen diese Vergebung. Ich bitte dich, Vater, darum, im Namen deines Sohnes, Jesus Christus. Amen. Amen.

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